Vereine und Corona: Wie es der Flugsportclub Altfeld schafft

Vereine und Corona: Wie es der Flugsportclub Altfeld schafft

Hohe Versicherungskosten müssen aus den Rücklagen gestemmt werden

Marktheidenfeld

30.03.2021 – 20:06 Uhr

Vor dem nächsten Flug mit geschlossenen Hauben: Der 14-jährige Flugschüler Lennox Wolf aus Aschaffenburg freut sich, dass es endlich wieder in die Luft geht. Fotos (2): Jürgen Denk

Foto: Jürgen Denk | Bild 2 von 2

Auch als Fluglehrer aktiv: Vorsitzender Jürgen Denk mit Maske auf dem Hintersitz. Die Flugschüler müssen während der Pandemie ebenfalls Maske im Cockpit tragen.

Foto: Jürgen Denk | Bild 2 von 2

»Flugentzug« – mit nur einem Wort beschreibt Jürgen Denk die Situation des Flugsportclubs Altfeld in den vergangenen Wochen und Monaten. Gerade an den schönen Flugtagen im Januar und Februar, mit klarem Himmel und traumhafter Schneekulisse, habe es schon ein wenig »Terror« in der Flieger-Gruppe gegeben – erst recht, als man die Fotos von Gleichgesinnten aus anderen Bundesländern sah, denn dort war das Fliegen zum Teil erlaubt.

In Bayern, und damit auch beim Flugsportclub Altfeld, stand der Betrieb hingegen still. Auch wenn Vereinsvorsitzender Denk jetzt wieder optimistisch in das kommende Jahr blickt, hat die Pandemie den Verein durchaus empfindlich getroffen. Und dabei ging es nicht nur um den »Flugentzug«. Wir zeigen in unserer Serie, wie sich die Vereine der Region bislang durch die Zeit mit Corona manövriert haben und wie es ihnen heute geht.

Sieben Wochen Stillstand

Ende März 2020: Normalerweise startet mit der Zeitumstellung auch der Hauptflugbetrieb im Flugsportclub Altfeld. Nicht so im vergangenen Jahr. »Wir hätten eigentlich losgelegt, aber dann stand alles sieben Wochen am Boden«, blickt der Vorsitzende zurück.

Das bedeutet: Sieben Wochen lang, gerade in der Zeit nach der Winterpause, in der sonst die meisten Flüge anfallen, gab es keinerlei Einnahmen. Versicherungs- und Hallenkosten liefen hingegen weiter – und diese sind bei den teuren Sportgeräten immens hoch. »Wir haben Flugzeuge im Wert über 100 000 Euro und die sind Vollkasko versichert«, erklärt Denk.

Der Großteil der Kosten komme üblicherweise im ersten Halbjahr durch die Flüge wieder rein. Die Mitgliedsbeiträge reichen zur Finanzierung des Vereins bei weitem nicht. »Wir haben die Kosten so ermittelt, dass es ziemlich genau passt. Wir sind ja kein elitärer Verein, sondern wollen das Fliegen für Jedermann möglich machen«, sagt der Vorsitzende.

Maßnahmen nicht umzusetzen

Ein gutes Drittel der Einnahmen sei im vergangenen Jahr durch Corona weggefallen. Hinzu komme, dass das ganze Jahr über keine Besucher in der Vereinsgaststätte waren. Die Vereinsgaststätte ist ein beliebtes Ausflugsziel gerade bei älteren Besuchern, die hier gerne zu Kaffee und Kuchen am Wochenende einkehren.

»Die Hygienemaßnahmen konnten wir aber als Verein nicht umsetzen. Da war das Risiko zu groß«, sagt Denk. Ein weiterer Einnahmeverlust – und vor allem ein Verlust für das soziale Leben.

Auch die verdoppelte Vereinspauschale kam dem Flugsportclub nicht zugute. »Der Antrag für die Vereinspauschale musste schon gestellt sein, als die Nachricht von der Verdoppelung kam. Wir hatten keinen Antrag gestellt, da die Vereinspauschale normal nur für Vereine mit vielen Jugendlichen und Sportleitern interessant ist. Das war schon ein Wermutstropfen. Für uns gab es keinerlei Unterstützung«, so der Vorsitzende. Das Jahr habe der Verein aus den Rücklagen gestemmt. »Wir haben vorher so gewirtschaftet, dass wir für Erneuerungen an den Flugzeugen etwas übrig hatten. Davon ist jetzt ein Teil für die Versicherungen draufgegangen«, erklärt der Vorsitzende.

Viele Flugschüler

Immerhin: Im Sommer konnten die Flieger wieder einen relativ normalen Regelbetrieb aufnehmen. Auch der Flugunterricht ging weiter. Acht Flugschüler hat der Verein derzeit, eine recht hohe Anzahl für die Größe des Vereins. Der erneute Lockdown im vergangenen November war für den Verein nicht mehr ganz so dramatisch, wie Denk erklärt: »Mit der Zeitumstellung Ende Oktober endet dann eh unser Hauptflugbetrieb.«

Seit dem 8. März dürfen Luftsportvereine in Bayern den Flugbetrieb unter Auflagen wieder aufnehmen. Es sieht also verhalten positiv aus für den Flugsportclub Altfeld. »Ich bin zuversichtlich, dass es uns nicht so hart trifft wie letztes Jahr«, sagt Denk.

Froh, dass der Flugbetrieb nun wieder startet, sind auch Heiko Niederhoff und sein Sohn Timo aus Schollbrunn. Beide sind Flugschüler beim Flugsportclub Altfeld und Heiko Niederhoff hofft, dass er seine theoretische Prüfung noch im Frühjahr und die praktische Prüfung im Herbst absolvieren kann. Trotz des Lockdowns habe sich die Ausbildung kaum verschoben, auch wenn sie wohl herausfordernder gewesen sei als zu normalen Zeiten.

Was die Flugausbildung enorm erschwert und auch den Fliegerspaß etwas getrübt habe, sei das Fliegen mit Maske gewesen. »Man sitzt da im Cockpit, es ist eh schon warm, man ist aufgeregt, schwitzt und dann hat man dieses Ding im Gesicht. Das ist unheimlich anstrengend«, berichtet Niederhoff, der froh gewesen sei, dass die Schulungsflüge recht kurz seien. »Längere Flüge würde man mit Maske kaum aushalten«, so der Flugschüler.

Theorie-Unterricht online

Wo ein Flugschüler normalerweise eher angespannt ist, kam bei ihm deswegen das große Aufatmen: beim ersten Alleinflug. »Da konnte ich wirklich aufatmen. Da macht das Fliegen richtig Spaß«, sagt der Schollbrunner.

Auch wenn er den Kontakt und den persönlichen Austausch zu den anderen Fliegern vermisse, sei die Flugausbildung bislang sehr gut verlaufen. Das liege auch daran, dass der Theorie-Unterricht im Winter kurzerhand auf Online umgestellt wurde. »Alle Lehrer haben sich Riesenmühe gegeben. Auch wenn das natürlich anders ist als Präsenzunterricht, war es deswegen richtig gut.« Für den eigenen Flugschein sei nun nur noch eines wichtig: »Dass wir fliegen dürfen.«

BIANCA LÖBBERT

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